Zentralschweizerische Gesellschaft für Familienforschung
Referat von Silvia Stamm
Samstag, 26. April 2025, 14.00 Uhr
Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, Hörsaal 8
Das Elementarschulwesen der Innerschweiz im Ancien Regime war eng mit der katholischen Kirche verknüpft. Pfarreien und Klöster spielten eine entscheidende Rolle. Die Synode von Konstanz hatte bereits 1567 und erneut 1609 die Notwendigkeit von Dorfschulen betont. Die Schulaufsicht lag bei örtlichen Pfarrern. Klöster wie Einsiedeln, Engelberg, St. Urban, aber auch das aargauische Kloster Muri übten über Patronatsrechte Einfluss aus.
Die weltliche Obrigkeit stand diesen Bemühungen nicht selten skeptisch gegenüber: So lehnte die Luzerner Regierung 1773 die Pläne des Abtes von Muri ab, in den entlegenen Filialen Volksschulen einzurichten. Sie befürchtete, dass von gebildeten Bauern eher politische Unruhen ausgehen könnten.
Besonders bei der Lehrerbildungen wurden die Spannungen zwischen Klöstern und Regierungen deutlich sichtbar. Der Abt von St. Urban lehnte wiederholt eine Besteuerung ab, da dies den Klöstern mehr schade als den Schulen nütze.
Die Helvetik brachte die Wende. Neu setzte sich die Zentralregierung für eine obligatorische und staatliche Elementarschule ein und trieb deren Vereinheitlichung voran. Angesichts einer zunehmend klosterkritischen Stimmung begannen die Klöster für den Erhalt des Einflusses der katholischen Kirche auf das Bildungswesen zu kämpfen.
Die Referentin freut sich auf Ihre Fragen und steht für eine Diskussion bereit.
Die Mitglieder der ZGF werden ermuntert, auch Verwandte sowie Freundinnen und Freunde an die Veranstaltung mitzunehmen. Gäste sind herzlich willkommen im Vortragslokal in der Universität Luzern.
Referat von Olivier Felber
Samstag, 22. März 2025, 14.00 Uhr
Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, Hörsaal 8
Migration gibt es in jeder Familiengeschichte. Die Anzahl der Betroffenen, die geographischen Ziele, die Ursachen und die vorhandenen Quellen können aber je nach Familie, Ort und Zeit sehr variieren. Eine Familie mit aussergewöhnlich vielen Ausgewanderten ist die inzwischen ausgestorbene Sempacher Bürgerfamilie Sitzmann. Nachweislich zehn Familienmitglieder verliessen allein im Zeitraum zwischen 1660 und 1700 ihre Luzerner Heimat. Besonders ist hier neben der Menge der Auswanderer auch die für diese frühe Zeit erstaunlich gute Dokumentation in verschiedenen Sempacher und Luzerner Quellen.
Im Referat wird zuerst kurz auf Migration im Allgemeinen und ihre Ursachen eingegangen. Anschliessend wird die Migrationsgeschichte der Sitzmann anhand der Schicksale der Auswanderer beschrieben. Was war ihr beruflicher und sozialer Hintergrund? Wohin zog es sie? Wie verlief ihr Leben in der neuen Heimat? Lässt sich sogar rekonstruieren, wieso es sie an einen bestimmten Ort verschlug? Was für Quellen berichten vom Leben der weggezogenen Sitzmann? Nur so viel vorweg: Unter den Ausgewanderten waren Geistliche und Söldner, manche fanden in ihrer neuen Heimat einen frühzeitigen Tod, andere stritten sich mit ihren Sempacher Verwandten um ihr Erbe.
Hier finden Sie die Präsentation und das Skript zum Referat.
Die Mitglieder der ZGF werden ermuntert, auch Verwandte sowie Freundinnen und Freunde an die Veranstaltung mitzunehmen. Gäste sind herzlich willkommen im Vortragslokal in der Universität Luzern.
Referat von Walter Letsch
Samstag, 22. Februar 2025, 14.00 Uhr
Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, Hörsaal 8
Heiratsversprechen und Ehe waren in der Alten Kirche anders geregelt als heute. Vor allem die so-genannten Verwandtenehen waren restriktiv geregelt. Und welche Bedeutung hatte die Verlobung? Die alten Pfarrbücher spielen für solche Untersuchungen eine wichtige Rolle.
Das Referat befasst sich mit der geografische Herkunft der Brautleute, mit dem Brauchtum der Braut-suche und vor allem mit dem Kiltgang und dem damit verbundenen Risiko einer Schwangerschaft. Welche vorehelichen Konzeptionen gab es und welchen zeitlichen Abstand zwischen Heirat und erster Geburt galt es einzuhalten. Forschungsergebnisse lassen sich aus genealogischen Quellen sowie oft-mals aus einschlägigen historisch-demografischer Dissertationen gewinnen.
Der Referent hat sich selbst intensiv mit der Situation in den Zürcher Landgemeinden befasst und hat diese mit Publikationen zu anderen Gegenden der Schweiz verglichen. Es zeigt sich, dass es trotz vor-ehelicher Sexualität nur selten voreheliche Geburten gab. Dafür sorgte nicht nur die familiäre Umgebung, sondern auch der Druck der Ehegerichte, wo solche existierten.
Aber auch Themen wie: die Saisonalität der Heiraten, die Heiratsalter der Ehepartner und die Wieder-verheiratung Verwitweter werden zur Sprache kommen.
Der Referent freut sich auf Ihre Fragen und steht für eine Diskussion bereit.
Die Mitglieder der ZGF werden ermuntert, auch Verwandte sowie Freundinnen und Freunde an die Veranstaltung mitzunehmen. Gäste sind herzlich willkommen im Vortragslokal in der Universität Luzern.
Unsere Mitgliederversammlung findet am 25. Januar 2025 im Vortragslokal in der Universität Luzern statt.
Die schriftliche Einladung wird Anfang Januar 2025 verschickt.
Referat von Josef Muheim
Samstag, 23. November 2024, 14.00 Uhr
Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, Hörsaal 8
Eine kleine in Maschinenschrift verfasste Familienchronik hat bei mir kurz nach der Schulentlassung 1956 das Interesse für Genealogie geweckt. Bald genügten mir Namen und Jahrzahlen nicht mehr. Die Leute haben ja gelebt, aber wo und wie? Damit sprang der Funke über zur Landschaft, zu Häusern und Gütern, und damit zur Lokalgeschichte. Weitere Fragen stellten sich zu den Lebensbedingungen der Vorfahren. Mit der Suche nach Belegen aus dem ehemaligen Alltag, eingebettet in das wirtschaftliche und politische Umfeld, stösst man in den Bereich der Volkskunde vor. Und um die nur noch schwer verständliche Sprache der Vorfahren zu verstehen, muss man lernen, sich der Methoden und Instrumente der historischen Sprachwissenschaft zu bedienen.
Das Suchen in allen Arten von Quellen in Archiven von Kanton, Gemeinden, Korporationen, Pfarreien sowie bei Privaten ist immer ein spannendes Abenteuer. Dank unerwarteten Funden - neben einzelnen Misserfolgen - kommt man zu Resultaten, die uns immer wieder in Erstaunen versetzt.
Schliesslich stehen uns verschiedene Möglichkeiten offen, die Ergebnisse in Form von Stammbäumen oder Ahnentafeln darzustellen. Ferner die zahlreichen Sichtwinkel von Hintergrundwissen und Statistiken aller Art. Hier beginnt erst recht die «Fröhliche Wissenschaft», wovon ich Ihnen im Vortrag einige Beispiele aus meiner 68jährigen Tätigkeit aufzeigen will.
Wenn der Doyen unserer Gesellschaft spricht, dann lohnt es sich ganz besonders hinzuhören und den Termin frühzeitig in die Agenda einzutragen. (Gerhard W. Matter)
Die Mitglieder der ZGF werden ermuntert, auch Verwandte sowie Freundinnen und Freunde an die Veranstaltung mitzunehmen. Gäste sind herzlich willkommen im Vortragslokal in der Universität Luzern.
Referat von Nathalie Henseler
Samstag, 26. Oktober 2024, 14.00 Uhr
Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, Hörsaal 8
Namenforschung gleicht einer Zeitreise – sie nimmt uns mit in die Vergangenheit, erzählt uns Geschichten über Orte, Bräuche und Gegebenheiten. Auch Familiennamen erzählen Geschichten, sie gehören aber im voralpin-ländlichen Raum zu den bisher nicht tiefergehend erforschten Namenarten. Bis jetzt wurden die Familiennamen anhand von Namennestern im Telefonbuch oder den Einträgen im Familiennamenbuch der Schweiz erforscht.
Mit ihrer exemplarischen Untersuchung zu den Schwyzer Landleutegeschlechtern geht die Referentin neue Wege: Sie gräbt mit Hilfe des sozial- und wirtschaftshistorischen Kontextes nach tieferliegenden Namengeschichten, die eine ganzheitliche linguistische Deutung von Familiennamen möglich machen. Mit dieser Arbeit deutet sie die 290 Familiennamen von 32 Schwyzer Geschlechter-Korporationen, die seit Jahrhunderten im heutigen Stand Schwyz ansässig sind.
Die Wurzeln der Schwyzer Geschlechter-Korporationen und -Genossamen reichen bis ins Hochmittelalter zurück. Sie spielen in der Phase der Ablösung von Schwyz aus dem habsburgischen Herrschaftsgebiet eine entscheidende Rolle. Mit den in den Familiennamen enthaltenen Ortsnamenteilen – sogenannten Toponymen – können auch Migrations- und Expansionsbewegungen der Schwyzer vor 1450 nachgezeichnet werden, was Überraschendes zutage bringt!
Die Referentin freut sich auf Ihre Fragen und steht für eine Diskussion bereit.
Nachtrag: Schauen Sie hier nochmals die Präsentation an.
Die Mitglieder der ZGF werden ermuntert, auch Verwandte sowie Freundinnen und Freunde an die Veranstaltung mitzunehmen. Gäste sind herzlich willkommen im Vortragslokal in der Universität Luzern.
23. November 2019, 14.00 Uhr: Referat von Olivier Felber
In der Zentralschweiz gibt es in den Kantonen Uri, Obwalden und Nidwalden sogenannte «Stammbücher». Diese frühen Familienregister dokumentieren über Jahrhunderte die ansässigen Familien und sind deshalb eine enorme Hilfe für die Genealogie. Die Nidwaldner Stammbücher, die von diesen am weitesten zurückreichen, beruhen auf privaten Vorgängerwerken aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert. Ihre offizielle Führung wurde 1737 vom Landrat angeordnet. Im Referat werden – von der Bachelorarbeit des Referenten ausgehend – die Nidwaldner Stammbücher, ihre bewegte Geschichte und ihr vielfältiger praktischer Nutzen erläutert. Zudem erfolgt eine kritische Bewertung des heutigen familiengeschichtlichen Wertes dieser Quellengattung.
Auch Gäste sind stets gerne willkommen.
Im Vortragslokal in der Universität Luzern.
Präsentation zum Referat (PDF)
Samstag, 24. November 2018, 13.30 Uhr: Referat von Olivier Felber, Sursee
Eine der anspruchsvollsten Aufgaben der Familienforschung ist es, die Daten und Namen mit Leben zu füllen. Hierfür können rechtliche Quellen aufschlussreich sein, was in diesem Referat am Beispiel der Familie Kugler von Pfaffnau gezeigt werden soll. Anhand verschiedener rechtlicher Quellen wird unter anderem deutlich, dass die drei Weibel Kugler im 17. Jahrhundert trotz ihrer Ämter nicht gerade selten gegen das Gesetz verstossen haben oder dass zwei Brüder Kugler laut Eigenaussage nur widerwillig am zweiten Freischarenzug 1845 teilgenommen haben. Am Ende des Vortrags wird in einem Fazit noch allgemein auf die rechtlichen Quellen eingegangen, um deren Vor- und Nachteile sowie Chancen und Einschränkungen für die Genealogie zu erörtern.
Auch Gäste sind stets gerne willkommen.
Im Vortragslokal in der Universität Luzern, Beginn um 13.30 Uhr
Präsentation zum Vortrag (PDF)